Bewegender Karfreitags Gottesdienst in der ev. Kirche in Wallau

Im diesjährigen Karfreitagsgottesdienst wurden Teile der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Einstudiert und konditioniert wurden die Orchesterspielerinnen und Spieler, sowie die Sängerrinnen und Sänger und die Solistinnen und Solisten von Ursula Reichert. Wir, die wir die Gelegenheit hatten, dem Auftritt beizuwohnen, wurden Teil dieser so präzisen einstudierten Passion. Alle folgten ihrer Dirigentin. Nichts wurde laufen gelassen. Sowohl bei der Arie „Erbarme dich“, als auch beim Schlusschor „Wir setzen uns mit Tränen nieder“, bremste sie deutlich die Streicher ein, damit diese nicht die Solo- und Chorstimmen übertönten.

In seiner Predigt sprach Pfarrer Hofmann uns aus der Seele: „Wir sind nun Teil der Passion geworden, indem uns die Aufführung diese Türe öffnete und uns mitnahm“.  Seine Predigt aus dem Matthäusevangelium verband die Zeit des Jesus mit der heutigen. Weinen ist Teil der Passion, zuzulassen, dass wir uns unser Fehlverhalten eingestehen auch. Ob das ein sterbendes Kind in Palästina oder die Trauernden vor der Musikhalle in Moskau sind, hier ist uns der Gekreuzigte nahe. Jesus starb aus Liebe zu uns, so wie in der Arie „Aus Liebe will mein Heiland sterben“ zu hören war. Aus Liebe zu uns Menschen, die wir oft Gottesfern sind und wir auch diese Zeit jetzt als gottlos empfinden könnten. Aber das ist sie eben nicht, der Herr ist da. Bei den Hoffnungslosen, den Sterbenden, denn sie sollen den Gekreuzigten sehen im Lichte der Auferstehung. Auch wenn wir noch nicht ganz am Ziel sind, predigt Pfr. Hofmann, sind wir doch gerettet, weil nach dem Karfreitag Ostern kommt. Er schließt seine Predigt mit Worten aus der Offenbarung 21,4: Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Nach dem Abendmahl wurden die Kerzen gelöscht, das Kreuz verhangen. Nach dem Segen verließ die Gemeinde still die Kirche. (Martin Maurer)